Nouvelle Vague

Der Erstling «A bout de souffle» des Schweizers Jean-Luc Godard (1930–2022) ist längst Kult. Er hat 1960 nicht nur das französische Kino revolutioniert. Nun hat sich der nordamerikanische Regisseur Richard Linklater (Boyhood, Before Sunrise, Dazed and Confused) daran gemacht, eine mitreissende Hommage an das ikonische Werk der Filmgeschichte zu gestalten, indem er in Form eines Spielfilms die Geschichte des grossen Klassikers erzählt. Er wirft in «Nouvelle Vague» einen Blick auf die Dreharbeiten von Jean-Luc Godards bahnbrechendem Krimidrama – mit viel Liebe zum Detail, zahlreichen Verweisen und Humor. Es ist ein schieres Vergnügen, in die Zeit um 1960 einzutauchen und den Groove zu erleben, der diesen Film prägt.

Zum Verblüffendsten gehört sicher die Besetzung, denn es ist faszinierend, wie nah an den realen Figuren einzelne Schauspielerinnen und Schauspieler heute sind. In der Hauptrolle glänzt Guillaume Marbeck als Regisseur, der so ziemlich mit allen Regeln des Filmbusiness bricht. Besonders amüsant sind die Scharmützel mit seiner US-Hauptdarstellerin Jean Seeberg (Zoey Deutch), die seinen unorthodoxen Methoden wenig abgewinnt. und schlicht grossartig an ihrer Seite wirkt Aubry Dullin als Jean-Paul-Belmondo, für den «Nouvelle Vague» den internationalen Durchbruch brachte.

Wir bieten zum Jahresauftakt in einer Vorpremiere sowohl den Film von damals als auch den Spielfilm von heute, der die Entstehung von damals erzählt. Ein Film-im-Film-Film einerseits, eine völlig unabhängig zu geniessende Erzählung andererseits. Der Clou am Ganzen: der Kult-Regisseur und grosse Filmliebhaber Richard Linklater hat seinen Film im Stil seines Vorbilds gedreht, in Schwarz-Weiss, im klassischen Format 1:1.37, mit viel Humor und dem unwiderstehlichen Esprit der frühen Sixties.

Er träumte schon lange davon, generell einen Film über das Momentum des Erstlings zu drehen, weil in jedem Debüt so unglaublich viel Energie und Passion steckt. Richard Linklater sagt zu seinem Entscheid, das mit «A bout des souffle zu tun»: «Als Jean-Luc Godard vor zwei Jahren von uns ging, sagte ich mir: Es ist Zeit, diesen Film zu drehen, das Porträt dieses einzigartigen Moments: der Geburt der Nouvelle Vague. Wie ein Liebesbrief an jene, die in dir das Verlangen geweckt haben, Filme zu drehen, die dich glauben gemacht haben, dass du Filme drehen könntest, dass du Filme drehen solltest: Worauf wartest du noch, loszulegen?»